Astu – ein wunderbarer Film über Demenz

Und dann schläft er einfach ein, der alte Mann. „Appa“, der Vater, bürgerlich Dr. Chakrapani Shastri, war Professor für Sanskrit im indischen Pune. Jetzt lehnt er am Bauch des Elefanten, das kleine Mädchen neben sich. Und schläft, ein Lächeln auf dem Gesicht.

04Elephant-skaliert

Schlafen – Appa, das Kind und der Elefant (aus: Astu – so be it)

Dabei wird er gerade intensiv gesucht, von Tochter, Schwiegersohn und der Polizei. Einige Stunden zuvor ist er nämlich aus dem Auto seiner Tochter Ira ausgestiegen, die kurz etwas einkaufen wollte. Sie hatte sogar den Händler nebenan gebeten, kurz auf ihn  „aufzupassen“, schließlich leidet er unter einer Demenz. Das Ziel des alten Mannes: der Elefant, den ein „elephant-man“ im Markt herumführt und gegen wenig Geld Kinder darauf reiten lässt. Sie schaffen es sogar, ihn auf den Elefanten zu hieven – wie, bleibt unklar. Aber dann sitzt er oben. Überglücklich.

Später läuft er dem Elefanten-Mann und dessen kleiner Tochter hinterher, bis sie dort ankommen, wo die kleine Familie gerade wohnt, in einem Zelt neben einem Tempel am Fluss. Der Sanskrit-Professor hat immer ein Zitat aus den klassischen indischen Schriften auf den Lippen. Deshalb betrachtet ihn erst der Tempelpriester als eine Art Heiligen, und dann auch das Ehepaar. Vor allem der Frau wird ziemlich schnell klar, dass man ihn trotzdem behandeln muss wie ein Kind. Was sie dann auch tut, völlig unprätentiös und liebevoll. Das spürt der Großvater – und nennt sie „Mama“.

Der Hauptdarsteller Mohan Agashe ist zwar auch Schauspieler, im Hauptberuf aber ist er Psychiater. Er hat den Film (hier der Trailer) auf dem Weltkongress der Psychiatrie in Berlin im Oktober vorgestellt (kein Kongressprogramm mehr online, hier die deutsche Gesellschaft – hier die internationale). Leider waren in Berlin nicht sehr viele Leute da, deshalb möchte ich hier ein wenig Werbung dafür machen.

Es ist alles, wie es bei Alzheimer-Patienten oft ist: Im Rückblick erschließt sich, wie lange es gedauert hat, bis sich die Anverwandten eingestehen, um welche Erkrankung es sich handelt – auch Iras Ehemann, der immerhin Arzt ist. Und auf welchen Wegen sie herausfanden, wie sie ihn versorgen können. Appa ist ein sanfter Mensch und fast immer sehr lieb, doch die Demenz ist unvorhersehbar; sie lässt nicht zu, dass die Familie sich langsam von ihm verabschiedet.

Während der alte Vater verschwunden ist, machen sich alle Gedanken, teilweise im Streit, was sie falsch gemacht haben, Ira, ihr Mann, ihre Schwester. Am Morgen des Tages, nach dem er dem Elefanten hinterhergelaufen war, finden sie ihn mit der Polizei. Er ist unterwegs mit der kleinen Familie und dem Elefanten. Das Schlusswort hat die unglaublich liebevolle Frau: Bitte, sagt sie seinen erwachsenen Kindern, behandelt ihn, wie man ein gutes, aber sehr junges Kind behandelt.

Der Film

Der Film

Im Anschluss an den Film wurde noch kurz diskutiert. Ich habe gefragt, ob man eine DVD kaufen kann, aber es geht nur über amazon-streaming. Marathi mit englischen Untertiteln. Es scheint auch Raubkopien zu geben, aber die verlinke ich hier nicht. Stehlen ist schließlich keine Option.

„Labour of Love“ (Asha Jaoar Majhe, Kinofilm, Indien, 2014)

Aditya Varmi Senguptas preisgekrönter Film beim Filmfest München erzählt auch über den Schlaf

Flughafen Kolkata, © 2015 B.Knab

Flughafen Kolkata, © 2015 B.Knab

Kalkutta, Hauptstadt des indischen Bundesstaates Westbengalen. Im Radio wird auf Bengalisch eine große Entlassungswelle für Arbeiter aller Art angekündigt. Die Leinwand zeigt die englische Übersetzung der Radionachrichten in weißen Buchstaben, ansonsten ist sie schwarz. Später wird man die Sprechchöre der Demonstranten hören, die nur eines wollen: ihren Job behalten. Sie fordern kein Geld, nichts zu essen, kein Dach über dem Kopf und keine Kleidung. Sie fordern ein, was heutzutage „Arbeitsplatz“ heißt und auch in Indien gleichgesetzt wird mit Überleben in Würde.

Die Geschichte

Die beiden eigentlichen Protagonisten dieses Films haben einen solchen „Arbeitsplatz“, beide sind schön und jung. Die Ehefrau kontrolliert in einer Manufaktur für Ledertaschen die gepackten Pakete für den Versand, der Mann eine Maschine, die Zeitungen druckt, falzt und bündelt. Sie können sich eine kleine Wohnung in der Altstadt Kalkuttas leisten, klassisch winzig im Kolonialstil, in den Fensteröffnungen einbruchsichere Metallstangen, keine Glasscheiben. Diese Öffnungen lassen die Klänge des alten Kalkutta durch, des Kalkutta der engen, dunklen Gassen, in denen nicht einmal Motorräder Platz hätten. Das erspart den sonst überall dröhnenden Verkehrslärm.

Sengupta zeigt 24 Stunden dieser Ehe (Trailer des Films hier). Der Mann arbeitet nachts und schläft tags ein paar Stunden, die Frau umgekehrt. Beide schlafen zu kurz. Sie treffen sich einmal am Tag, morgens, wenn er nach Hause kommt. Da begegnen sie sich liebevoll, in Schwarzweiß und Zeitlupe, keine Worte. Sie reicht ihm zur Begrüßung eine Tasse Tee. Noch ehe er den Tee getrunken hat, muss sie aufbrechen zur Arbeit, zu Fuß, mit der Straßenbahn, mit dem Bus.

Trambahn Nr. 235 in Kalkutta ©2015 B.Knab

Trambahn Nr. 235 in Kalkutta ©2015 B.Knab

Was sonst zu Hause passiert, ist eingespielt: er geht nachmittags einkaufen, sie flickt am Abend. In aller Frühe kocht sie, zwei Portionen für ihn, zwei für sich selbst, die sie dann auf die typisch indischen Transportkästschen für Essen aus Blech verteilt.

Schlaf und Arbeitsplatz

Was hat das mit Schlaf zu tun? Der Mann verlässt das Haus bei Helligkeit und kommt zurück, wenn es wieder hell ist. Das sind in Nordindien ganzjährig mehr als zwölf Stunden. Zeitungen müssen tatsächlich nachts gedruckt werden, immerhin ist der Nachtjob des Mannes wirklich notwendig. Die Schlafforschung hat trotzdem gut belegt, dass Nachtarbeit nicht gesund ist. Ständige Müdigkeit auch nicht: Mann wie Frau scheinen vom Mobiltelefon jeweils aus dem Tiefschlaf geweckt zu werden. Sie schaffen es kaum aufzustehen. In den wenigen gemeinsamen Minuten kann dieses Paar sich seiner Liebe vergewissern, momentan. Leben kann es sie kaum, Freundschaften sind nicht drin, Kinder undenkbar. Das wird nicht lange so gehen. Überlange Nachtarbeit plus Wegezeiten, die das soziale Leben auf Minuten schrumpfen lassen: das potenziert Gesundheitsrisiken. Kein Anlass zur Klage – schließlich verlieren gleichzeitig viele ihre Lebensgrundlage. Oder?

Dieser langsame, poetische Film erzählt in hinreißenden Bildern vom Alltag scheinbar privilegierter Menschen in Kalkutta. Man erlebt mit, wie ihre Arbeit aussieht und ihr überlanger Arbeitstag, wie sie sich im Schlaf teilweise davon erholen, und wie sie ihre Liebe auf die verbleibenden Minuten des Tages konzentrieren müssen. Ihre Schlafzeiten jedoch sind definitiv kein Privileg. Es ist eine Frage der Zeit, wann das problematisch wird.

Winterschlaf – Kış Uykusu (Kinofilm, Türkei 2014)

Zum Film des türkischen Star-Regisseurs Nuri Bilge Ceylan über Menschen in Kappadokien

München: Die Isar in der Neujahrssonne 2015Dick verschneit war München an Neujahr und kalt. Als dann der Himmel völlig aufzog, konnten unsere Isarauen den Bergen Paroli bieten. Strahlende Sonne, tiefblauer Himmel und Schneelandschaft: Das lieferte noch durch die Sonnenbrille eine satte Dosis Lichttherapie, das Mittel gegen Winterdepression und Schlafstörungen, die mit dem zirkadianen Rhythmus zu tun haben.

München und Kappadokien

Es begann am 26. Dezember. Mehr als zehn Zentimeter Neuschnee fielen allein während der gut drei Stunden am späten Nachmittag, die Ceylans Film Kış UykusuWinterschlaf dauert. Münchens legendär souveräner Winterdienst kam erstmal nicht nach, die Gehsteige waren noch ungespurt.

Als wir am frühen Abend aus dem Kino kamen, fühlte es sich einige Sekunden an, als seien wir jetzt live im Film gelandet – mit jedem Schritt sank man im Schnee ein oder rutschte darauf aus.

Was in München eine Sache von Stunden ist, dauert im zentralanatolischen Kappadokien einen langen Winter. Der beginnt in diesem Film gerade, sich übers Land zu legen. Am Schluss ist die weite Berglandschaft dort genauso verschneit wie hier. Nur das Wetter ist anders als hier an Neujahr: Dort verdunkelt eine dichte Wolkendecke das Leben der wenigen Menschen. In dieser endlos-trüben Schnee-Landschaft ist ein SUV keine Waffe wie hier, sondern das einzige Auto, das die Pisten bewältigt. Der Zug ist ohnehin verspätet, die Gleise am Bahnhof verschneit und leer.

Winterschlaf – der Goldene-Palme-Film 2014

Winterschlaf - von Nuri Bilge CeylanIn dieses Kappadokien, wo gerade der Winter einbricht, setzt Nuri Bilge Ceylan seine Figuren: Im Mittelpunkt ein älteres Geschwisterpaar und die Gattin des Bruders – die seine Tochter sein könnte, wie die Schwester einmal ätzend anmerkt.

Alle drei sind aus dem weltläufig-internationalen Istanbul ins abgelegen-traditionelle Kappadokien gezogen, wo sie vorgeben, das familieneigene Höhlen-Hotel Olympia zu betreiben. Was tatsächlich die Angestellten tun, jedenfalls, bis der Schnee kommt. Der Bruder Aydın (Haluk Bilginer) war früher Schauspieler und versucht sich jetzt als Autor. Die Schwester Necla (Demet Akbag) ist gerade geschieden und langweilt sich. Die wunderschöne junge Ehefrau Nihal (Melisa Sözen) ist auf der Suche nach Sinn: mit einem Verein Einheimischer möchte sie die Schulen der Gegend instandsetzen.

Alle drei stoßen auf unterschiedliche Weisen mit den Ortsansässigen zusammen. Aydın und Necla sind zwar hier aufgewachsen. Doch nicht nur das Istanbul im Kopf trennt sie zuverlässig vom Rest dieser Welt, sondern auch die feudalistische Sozialstruktur: Aydın und Necla sind die Großgrundbesitzer. Nihal angeheiratet genauso. Ob er oder sie – man hat Geld und zeigt es auch, ärgert sich über rückständige Angestellte, kann Shakespeare rezitieren, säuft mit Gleichgesinnten bis zum Erbrechen, schickt Gerichtsvollzieher in arme Dorffamilien, zieht in kunstvollen Texten über den trampeligen Imam her usw. Die Verachtung für „die da unten“ verhindert jede echte Begegnung. Mit „denen“, doch auch untereinander.

Winterschlaf – Menschen in Erstarrung

Das Leben der einfachen Leute in Ceylans Film Winterschlaf ist trostlos und von unausweichlicher Armut geprägt. Damit gehen sie unterschiedlich um. Ein Ziel hat einzig der 10-jährige Bub: Der hängt sich in der Schule rein, um Polizist zu werden. Sein Vater dagegen, gerade aus dem Knast entlassen, pflegt seinen chancenlosen Macho-Stolz. Dessen Bruder, der Dorf-Imam, winselt sinnlos um Gnade in Sachen Mietrückstand. Die Oma greint nach ihrem gepfändeten Fernseher. Der Fahrer tritt nach „unten“.

Im Gegensatz zu ihnen haben es die Feudalen warm, sie tragen frische Kleidung, nutzen Auto und Computer, kaufen sich schon mal ein wildes Pferd oder „spenden“ sinnlos viel Geld. Welches wohl vorwiegend aus Miet- und Pachtzahlungen der Dorfbewohner stammt. Glücklich sind auch sie nicht. Sie verbringen ihre Tage gelangweilt, zufällig, mit Luxustätigkeiten und Luxusdisputen.

Tatsächlich laufen sie genau wie alle anderen auf Sparflamme, mit Minimalernergie; gerade so, dass sie nicht tot umfallen. Genau das kennzeichnet Tiere im Winterschlaf. Die fressen nicht, wenn sie sich in der warmen Erde einigeln. Dafür fahren sie Körpertemperatur und Stoffwechsel nach unten, bis knapp vor dem Tod.

Pups-1_Ausschnitt_GiroudWinterschlaf ist gerade kein Schlaf – die Tiere unterbrechen ihn sogar zwischendurch. Was tun sie während dieser Pausen? Nein, nicht fressen. Sie schlafen. Also: richtig schlafen (nebenan: Gartenschläfer-Junge beim Winterschlaf).

Auch Nihal möchte richtig schlafen. „Ich bin so müde“, sagt sie, und wirft Aydın aus dem Zimmer.

Warum „Winterschlaf“ ein genialer Titel für diesen Film ist

Die Goldene Palme von Cannes 2014 ist ein verdienter Preis für diesen Film. Schon der Titel ist genial, auf Türkisch wie auf Deutsch. Auf Englisch längst nicht so. Wintersleep bedeutet lediglich Schlaf im Winter. Normaler Schlaf, nicht Winterschlaf (der hieße hibernation).

Winterschlaf ist ein energetischer Minimalzustand, den Menschen eigentlich nicht einnehmen können. Außer vielleicht psychisch, und nur in sehr unwirtlichen Gegenden mit einer sehr unwirtlichen Sozialstruktur. Wie in Ceylans genialem Film.

Ultrawenig schlafen? Film im BR über die Uberman-„Methode“ (2)

Die Uberman-Methode mag manchen übermenschlich erscheinen, erstrebenswert und bewunderungswürdig. Tatsächlich ist sie nicht menschengemäß. Das zeigt der Schlaf-und-Uberman-Film auch sehr schön. Doch der Reihe nach.

Uberman bedeutet Schlafdeprivation

Das zeitliche Verhältnis von Schlafen und Wachen bei der Uberman-Methode soll so aussehen: Man ist vier Stunden wach und soll dann 20 Minuten schlafen.

Da ergibt sich schon das erste Problem, ein rechnerisches. Ein solcher Zyklus dauert 260 Minuten, und das passt partout nicht in 24 Stunden. Die Methode sieht also nicht nur mehrere „Phasen“ vor, ein polyphasisches Muster. Sie ist auch noch täglich anders. Wenn überhaupt, dann könnte es nur so gehen: drei Stunden 40 Minuten wach, 20 Minuten Schlaf, in der Summe zwei Stunden pro Tag. In diesem Fall ist das Verhältnis von Schlafen zu Wachen nicht mehr 1:2, wie normal. Es ist eins zu elf.

Wieviel Schlaf brauchen wir?

Das wirft das zweite Problem auf: Zwei Stunden sind viel zu wenig. In der Schlafforschung hat man sehr viel mit Schlafdauern experimentiert. Bekommt jemand weniger Schlaf als normal oder gar keinen, dann nennt man das Schlafdeprivation oder Schlafentzug. Die Ergebnisse sind eindeutig: Es geht einen Tag ziemlich gut, ein paar Tage halbwegs. Langfristig ist es Horror.

Das Schlaf-Wach-System ist zwar glücklicherweise flexibel. Deshalb können wir mal eine Nacht durchmachen oder Jetlag kompensieren. Dafür brauchen wir übrigens Licht.

Nicht alle Menschen benötigen gleich viel Schlaf. Aber was sie benötigen, ist am besten täglich gleich. Mit weniger als viereinhalb bis fünf Stunden kommt niemand wirklich aus. Wieviel jemand benötigt, ist vermutlich genetisch.

Uberman ignoriert auch die Schlafrhythmik

Im vorletzten Eintrag habe ich beschrieben, wie der normale Schlaf abläuft. Ein wichtiges Kennzeichen ist die innere Rhythmik: ein Durchlauf dauert 90 Minuten. Nicht 20. Zwanzig Minuten ist die typische Mittagsschläfchen-Dauer. In diesem Zeitraum kann man einschlafen. Was man nicht erreicht: einen normalen Zyklus und damit REM; dafür reicht die Zeit schlicht nicht. Das heißt, die Uberman-Methode produziert 1. Schlafmangel allgemein und 2. REM-Verlust im besonderen.

Er muss polyphasisch schlafen - nämlich dann, wenn er sich halbwegs sicher fühlen kann

Er muss polyphasisch schlafen – nämlich dann, wenn er sich halbwegs sicher fühlen kann

Ein polyphasisches Muster könnte nur funktionieren, wenn man in jeder Schlaf-Wach-Phase knapp 90 Minuten Schlaf vorsähe. Das würde wenigstens jeweils einen richtigen Zyklus ermöglichen. Trotzdem gäbe es ein Problem: wie gut man einschlafen kann, hängt nicht nur davon ab, wie müde man ist. Es hängt auch davon ab, wieviel Uhr es ist. Es geht kaum, wenn die Körpertemperatur relativ hoch ist. Und die hat stur einmal am Tag einen Tiefpunkt und einen Höchstpunkt. Normalerweise ist der tiefste in den frühen Morgenstunden, der höchste nachmittags.

Kann man die Uberman-Methode trainieren?

Im Netz finden sich Einträge, die behaupten, Uberman lasse sich trainieren. Das stimmt nicht. Ich verlinke es nicht, weil dort mehrere Aussagen stehen, die so falsch sind, dass sie nicht einmal wert sind, widerlegt zu werden.

Wie es der Redakteurin ging, die das ausprobiert hat, war jedenfalls völlig normal: Sie war müde wie selten. Sie war von allem und allen genervt – „angepisst“, sagt sie nicht nur einmal. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie war unflexibel und kam mit Unerwartetem nicht zurecht. Sie hatte keine Lust zu reden, keine auf Menschen und war überhaupt schlecht gelaunt und unfreundlich. Lust hatte sie überhaupt nur auf eines: schlafen, schlafen, schlafen.

Ultrawenig schlafen? Film im BR über die Uberman-„Methode“ (1)

Kürzlich wurde ich von zwei netten Redakteuren des digitalen BR-Fernseh-Kanals „Puls“ gefragt, was ich von der Uberman-Methode halte. Sie drehten einen Film über Schlaf. Ein Teammitglied hatte im Rosenheimer Schlaflabor genächtigt und anschließend die dort erhaltenen Hinweise beherzigt. Eine Kollegin hatte Uberman ausprobiert und war jämmerlich baden gegangen. Aus beiden Geschichten wurde ein hübscher Zwölf-Minuten-Film, in dem die Schlaflabor-Leiterin ein paar Worte zum guten Schlaf sagt. Und ich zu Uberman und Schlafentzug (hier der Film). Hier noch ein paar Worte mehr.

Die Uberman-„Methode“

Uberman Methode verspricht, dass man mit nur zwei Stunden Schlaf pro Tag fit ist. Falls man es „richtig“ macht. Attraktiv ist das für nicht wenige Leute, Stichwort mehr machen, mehr zustandebringen, mehr erleben. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es den Begriff nicht. Er soll wohl die Assoziation zu Übermensch hervorrufen.

Uberman: Polyphasische Schlaf-Wach-Abfolgen

Die Uberman-Methode teilt den Tag in sechs Vierstunden-Zeiträume ein. Das nennt man eine ultradiane Rhythmik. Jeder Zeitraum beginnt mit Wachsein und endet mit Schlaf, wie jeder chronobiologische Zyklus sonst auch. Eine solche Rhythmik heißt auch „polyphasisch“: im Lauf von 24 Stunden gibt es mehrere gleichartige Zyklen. Im Prinzip lässt die Biologie solche polyphasischen Schlaf-Wach-Zyklen zu, Babies haben sie, Schwerstkranke auch, und auch bei der Constant Routine kann es sich ergeben (siehe Beiträge vom Januar zum Vollmond in diesem Blog). In der Regel sind Erwachsene allerdings auch bei einem polyphasischen Schlaf-Wach-Muster etwa doppelt so lange wach wie man schläft.

Mehr im zweiten Teil (2)