Es war, laut Süddeutscher Zeitung, eine Viertelstunde vor ein Uhr nachts. Da machte ein LKW-Fahrer einen folgenschweren Fahrfehler, passenderweise kurz vor der Autobahnraststätte Vaterstetten bei München. Die SZ vermutet, genau die habe er besuchen wollen. Der LKW fiel um – und mit ihm die 700 Ferkel, die er von Dänemark zum Mästen nach Italien hätte bringen sollen, locker 1500 Kilometer. Der Unfall stresste die Ferkel und die reagierten biologisch, indem sie Adrenalin produzierten. Zu viel, sagte die Amtstierärztin. Die Tiere wären nicht mehr „zum Verzehr geeignet“; offenbar würde auch die Zeit der Mast daran nichts ändern. Die Folge: alle Ferkel wurden neben der Autobahn „notgeschlachtet“.
Die Geschichte illustriert nicht nur die Absurditäten europäischer Nahrungsmittel-„Produktion“, die ja mit Pferdefleisch in der Lasagne und zu vielen Hühnern im Stall bei konventionellen und Biobetrieben momentan ohnehin in den Schlagzeilen ist.
Sie zeigt auch wieder einmal eine chronobiologische Grundtatsache: Die Natur hat für den Menschen nicht vorgesehen, nachts zu arbeiten. Sondern? Genau: schlafen. Schlafen wir nicht, werden wir müde, schlecht gelaunt und unaufmerksam. Selbst bei den einfachsten Tätigkeiten sind wir dann schlechter als sonst.
Deshalb sind auch Fahrfehler nachts erheblich häufiger und spektakuläre Unfälle ereignen sich weit überzufällig nachts. Besonders gefährlich ist die Zeit, die man auch „biologische Mitternacht“ nennt. Die liegt bei den meisten Erwachsenen zwischen zwei und vier Uhr morgens, bei Abendtypen später, bei Morgentypen früher. In der Pubertät werden Menschen häufig zu Abendtypen, mit dem Ende der Pubertät ändert sich das wieder. Und zwar so, dass die meisten Leute im Alter wieder beim Morgentyp angelangt sind.
Dieser LKW-Fahrer nun war 73 Jahre alt. Man kann also mit einigem Recht annehmen, dass sich der Unfall während seiner individuellen biologischen Mitternacht ereignet hat. Warum also denken wir uns so wenig dabei, dass immer mehr Menschen nachts arbeiten müssen? Damit alles billig ist? Wie schön.